Sylvia Rieß – Die Tränen der Sidhe
rezensiert von Nicole am 23.02.2019
-Rezensionsexemplar-
Titel: Die Tränen der Sidhe
Reihe: Das Gute und das Böse (1/2)
Autor: Sylvia Rieß
Genre: Märchenadaption
Verlag: Zeilengold Verlag
Seitenanzahl: 78
ISBN-10:
ISBN-13:
Erscheinungsdatum: 13.02.2019
Bildquelle/Klappentext: Amazon
Ein alternder König
Eine verzauberte Perle
Ein letzter Wunsch
Seit Jahren erhebt die Klatschpresse schwere Vorwürfe gegen Arthur König. Angeblich soll er seine jüngste Tochter aus dem Haus geworfen haben. Dabei weiß Arthur selbst nicht, was zum Bruch zwischen ihnen führte. Nur eins ist sicher: Flora kann oder will nicht gefunden werden. Doch als Arthur selbst eine fatale Diagnose gestellt wird, begreift er, dass er nicht sterben kann, ohne Flora zumindest einmal wiederzusehen. Wie jedoch soll er sich diesen letzten Wunsch erfüllen, der selbst die Polizei seit sieben Jahren vor ein unlösbares Rätsel stellt?
Getreu dem Kooperationsmotto “Das Böse und das Gute” beleuchtet Märchenspinnerin Sylvia Rieß in “Die Tränen der Sidhe” einmal die andere Seite des Märchens von der Gänsehirtin am Brunnen. In einer Geschichte um das Schicksal, die Wahrheit und den Tod erlebt der Leser, wie es jenem König erging, der seine jüngste Tochter verstieß.
Die Erwartungen waren schon irgendwie groß, als ich mir das Buch zur Hand nahm. Schließlich hat diese Novelle gerade mal 78 Seiten, soll aber eine abgeschlossene Geschichte sein, obwohl ein 2. Teil folgt. Dieser 2. Teil stellt dann den Gegenpart zu diesem Buch dar, denn die Idee dahinter ist, dass immer 2 Seiten EINES Märchens durchleuchtet werden – einmal die „Gute“ und einmal die „Böse“, aber in zwei separaten Büchern.
Klingt doch wahnsinnig spannend oder?
Sylvia Rieß hat sich als Erste „Die Gänsehirtin am Brunnen“ vor genommen, ein Märchen, in dem der König ja nicht ganz so gut weg kommt, so hat er doch seine Tochter verstoßen, weil er glaubte, dass diese ihn nicht genug liebte. Im Original bekommt er keinen allzu großen Raum, wir lernen ihn einfach als einen herzlosen Menschen kennen, nicht jedoch in diesem Buch.
Tja, was soll ich sagen … diese kurze Novelle steckt voller Emotionen, voller Geheimnisse, voller Magie und voller Liebe.
Der König, der scheinbar offensichtliche Unsympath schlechthin, gibt uns hier Einblicke in sein Leben, in seine unterdrückte Wut, seine Zweifel und seine Trauer, so dass wir gar nicht umhin kommen, als ihn zu mögen und für sein Schicksal, dass er an packt, zu bewundern.
Besonders toll fand ich hierbei, dass der König uns von Anfang an, als der zynische, mächtige und oberflächliche Mensch gegenüber tritt, wie man es von ihm auch erwarten würde. Dass es in seinem Inneren aber ganz anders aus sieht, als die äußere Schale vermuten lässt, wird hier bemerkenswert authentisch verarbeitet. Man muss hier ganz genau zwischen den Zeilen lesen und bekommt für die Kürze des Buches ein bemerkenswert intensives und mitfühlendes Emotionsdrama geboten.
Die Geschichte ist spannend vom ersten bis zum letzten Wort und wir decken ein Familiengeheimnis Stück für Stück auf. Am Ende ist die Geschichte des Königs auch wirklich zu Ende erzählt. Jedoch endet das Buch mit so vielen Fragen, dass man dem 2. Band einfach nur erwartungsvoll entgegen blickt.
Die Idee dahinter, dass das Buch in sich abgeschlossen ist, hat da für mich also nicht zu 100 % funktioniert. Man braucht nämlich dringend Antworten, Antworten, die uns nur andere Personen der Geschichte geben können, die hier nur einen Nebenpart hatten. Diese anderen Personen hat sich vermutlich die Autorin vorgenommen, die den Gegenpart zu diesem Schätzchen geschrieben hat. Zumindest hoffe ich das, denn ich muss so einige, durch diese Geschichte, gebildete Meinungen unbedingt revidiert wissen.
Es ist, als wären hier die Rollen von Gut und Böse vertauscht, wobei wir ja eigentlich nur eine direkte Sicht und Gedankeneingabe von einer Person bekommen. Auf die einer anderen Person, warte ich nun sehnsüchtig, denn nach diesem Buch habe ich schon kleine Vorurteile und vielleicht sogar eine falsche Meinung.
Und was sagt uns das?
Der Mensch urteilt oft viel zu früh und auch nur nach dem, was er selber sieht und vor Augen geführt bekommt.
Man hat übrigens das Original-Märchen ständig im Kopf und prüft parallel automatisch auf Gleichheiten oder hofft, dass es einen auf die richtige Fährte führt. Das war großartig umgestzt.
Eine kurze, aber sehr tiefgründige Novelle, die voller Spannung und Emotionen steckt. Man fiebert mit dem scheinbar herzlosen und unsympathischen König hautnah mit und begibt sich mit ihm auf eine Reise, zu seinem inneren Selbst und auf eine Reise zu der Wahrheit.
4,5/5
Rezension zu “Sabrina Schuh – Das Herz der Sidhe (2)”
☼eure Nicole☼
2 Gedanken zu „Sylvia Rieß – Die Tränen der Sidhe“