Sylvia Rieß – Der Axolotlkönig
rezensiert von Nicole am 20.10.2017
– Rezensionsexemplar –
Titel: Der Axolotlkönig
Reihe: abgeschlossenes Buch (Teil 1 der Märchenspinnerei)
Autor: Sylvia Rieß
Genre: Märchenadaption
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
Seitenanzahl: 304
Erscheinungsdatum: 11.02.2017
ISBN-10: 3000559922
ISBN-13: 978-3000559921
Bildquelle/Klappentext: Amazon
Eine Träne im Wasser.
Ein Splitter im Herzen.
Ein verwunschener Prinz.
Als der Spiegel ihrer Großmutter zerbricht, verliert Leonie mit der Erinnerung an sie auch den letzten Halt in ihrem Leben. In der Schule nur als Brillenschlange gehänselt und verlacht, hat sie längst aufgegeben dazugehören zu wollen. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit, mit allem fertig zu werden.
Eine beschissene Möglichkeit, wie Fynn meint. Nur kann er ihr gerade keinen guten Rat geben, weiß er ja selbst nicht einmal, warum er sch plötzlich in Leonies Aquarium wiederfindet. Nur noch 20 cm groß mit glitschiger, kupferfarbener Haut und seltsamen Wucherungen dort, wo eigentlich sein Hals sein sollte, werden die zehn Quadratmeter ihres Zimmers seine neue Welt. Bevor er das Rätsel seiner Verwandlung allerdings lüften kann, enthüllt eine blutige Scherbe ihm Leonies bitteres Geheimnis.
Nun hat er die Wahl: Will er weiter in Selbstmitleid baden, oder wird er die helfende Hand, die Leonie braucht. Froschkönig trifft Schneekönigin. Im Axolotlkönig spinnt die Autorin Sylvia Rieß die Element zweier weltbekannter Märchen in einer witzig-modernen und zugleich düsteren Romanze zusammen, die uns zeigt, wie wichtig es ist, die Welt manchmal mit den Augen eines anderen zu sehen.
Wir kennen es alle in irgendeiner Form aus unserer Schulzeit: Die Grüppchenbildung!
Da sitzen die Reichen und Schönen in einer anderen Ecke als die „Normalos“, die Streber hängen nicht mit den Nerds ab und lästern tut jeder über jeden irgendwie.
Die Überlegenen setzen alles dran, die Unterlegenen noch schlechter dastehen zu lassen, weil es einfach cool ist und Spaß macht.
Die Starken stürzen sich auf die Schwächeren und das ohne sich Gedanken zu machen, was das in dem Gegenüber aus lösen könnte, obwohl die anderen vielleicht auch einfach nur dazu gehören wollen?!
Kommt euch das nicht auch bekannt vor?
In unserer heutigen modernen Welt, wo Facebook, Twitter und Instagram zum Alltag eines jeden Jugendlichen dazu gehören, wird es den Kids sogar noch leichter gemacht, andere zu diffamieren oder nennen wir das Kind doch mal beim Namen: zu mobben!
Ein Foto des „Losers der Schule“, ein Klick und schon wird es im WorldWideWeb verbreitet und wartet auf ganz viele Likes in Form von Däumchen und Herzchen! Was zählt, sind die Menge der Leute, die das Foto sehen und im besten Fall noch kommentieren, nicht jedoch die Person, die auf dem Foto abgebildet ist und die die öffentliche zur Schau Stellung ertragen muss.
Genau mit dieser wichtigen Thematik und vor allem deren Folgen beschäftigt sich Sylvia Rieß in diesem Buch.
Sie erzählt die Geschichte von der bücherliebenden „Brillenschlange“ Leonie, die eigentlich nur dazu gehören möchte, die aber aufgrund ihres Aussehens und ihres persönlichen Looks einen negativen Stempel aufgedrückt bekommt und diesen nicht mehr los wird. So sucht sich Leonie allein ihren eigenen Ausweg aus ihrem Kummer …
Und da hätten wir noch den überall beliebten Sunnyboy Fynn, der schon immer auf der Sonnenseite des Lebens stand, der aber auch bereit ist, sich zu verbiegen, um anderen zu gefallen.
Urplötzlich, auf unerklärliche Art und Weise muss Fynn nun in die Rolle des Schwächeren und Machtlosen schlüpfen, eine Rolle, die er bisher noch nicht gekannt und erlebt hat …
Die Autorin hat sich wirklich ganz grandios mit einer überaus wichtigen Thematik auseinander gesetzt! Ich war während dem Lesen wirklich fasziniert, von wie vielen Seiten Sylvia Rieß das Ganze durchleuchtet und uns Lesern präsentiert hat. Sie hat wahrlich nichts ausgelassen und hat auch mit unschönen Ereignissen nicht gegeizt.
Die eingebauten phantastischen Elemente lockern den etwas düsteren Touch der Geschichte auf und was das Bemerkenswerte ist, sie lassen diese tiefgründige Geschichte dennoch absolut real erscheinen.
Denn trotz des sehr ernsten Themas haben wir immer noch ein Märchen vor uns, nein was sag ich, sogar zwei!
Denn sowohl Elemente aus „Der Froschkönig“, als auch aus „Die Schneekönigin“ blitzen sehr intensiv durch.
Die Verwebung zwischen knallharter Realität und eben einem „Märchen“, hat die Autorin in meinen Augen wirklich sehr gekonnt umgesetzt.
Da es aber beides auch keine sonnig-süßen Märchen sind, ist die Märchen-Wahl auch mehr als passend.
Mit dem Axolotlkönig begebt ihr euch auf eine sehr emotionale Reise mit zwei völlig unterschiedlichen jungen Menschen.
Ich lege dieses Buch wirklich jedem ans Herz, der beim Lesen nicht einfach nur abschalten und sich berieseln lassen möchte, sondern der gerne zwei Teenager auf ihrem harten, schockierenden, selbstreflektierenden, aber auch phantastischen und romantischen Weg begleiten möchte.
Wer keine zauberhaft-süße Märchenadaption erwartet, sondern eher eine romantisch-düstere, die sich mit einem sehr ernsten Thema intensiv beschäftigt, der liegt mit dem Axolotlkönig goldrichtig.
Das Buch befasst sich mit den Folgen von Cyber-Mobbing, den negativen Seiten des Internets und mit der eigenen Selbstreflektierung.
☼eure Nicole☼
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