Maxi Schilonka – Alice = Alice
rezensiert von Nicole am 27.04.2017
– Rezensionsexemplar –
Titel: Alice = Alice
Reihe: abgeschlossenes Buch
Autor: Maxi Schilonka
Genre: Fantasy / Jugend / Märchenadaption
Verlag: Papierverzierer Verlag
Seitenanzahl: 268
Erscheinungsdatum: 23.03.2017
ISBN-10: 3959623399
ISBN-13: 978-3959623391
Bildquelle/Klappentext: Amazon
Die Eltern von Alice und ihrer Zwillingsschwester Scarlett haben sich vor einiger Zeit scheiden lassen. Alice lebt bei ihrer Mutter und Scarlett bei ihrem Vater, und alles wäre auch so geblieben, wenn … ja wenn Scarlett nicht aus dem Fenster gefallen wäre. Scarlett landet im Krankenhaus, liegt im Koma und die Ärzte gehen von einem Selbstmordversuch aus.
Alice stellt daraufhin Nachforschungen an und nimmt die Rolle ihrer Schwester ein. Sie wohnt beim Vater, geht auf Scarletts Schule und trifft die gleichen Personen. Mit Hilfe der Zeichnungen, die sie im Zimmer ihrer Zwillingsschwester findet, reist Alice in ihr Unterbewusstsein. Und dort trifft sie auf Herzogin, Herzkönigin, Grinsekatze, Hutmacher und eine Teegesellschaft. Bald lernt sie, die Parallelen zur Realität zu deuten und erfährt dabei Geheimnisse, die sie sich so nie hätte träumen lassen. Denn wie so oft liegen Wirklichkeit und Fiktion näher zusammen, als man glaubt.
Eine spannende Reise durch die moderne Variante der von Lewis Carroll geschaffenen Zauberwelt, die sich dabei überraschend neu definiert. Es ist eine Erzählung eines Jugendromans, der in die Tiefe, weit unter die Haut, geht und für Leser jeden Alters zur Fahrt durch den Kaninchenbau wird.
Also diese Adaption nenne ich mal echt gelungen!
An Märchenadaptionen mag ich besonders, dass die uns altbekannten Geschichten wieder in einem neuen Glanz erscheinen dürfen, sie dabei aufpoliert werden und wir aber dennoch auf eine andere Art Geschichte gespannt sein können.
Dabei ist es mir jedoch sehr wichtig, dass die Grundgeschichte erhalten bleibt und nicht extrem verändert wird. Genau das setzen viele Autoren für mich nicht zufriedenstellend um.
Tja, und dann kam Maxi Schilonka mit ihrem „Alice=Alice“ und mir bleibt vorerst nur zu sagen: Danke für diese tolle, gelungene und andere Version von „Alice im Wunderland“!
Maxi Schilonka hat das „Wunderland“ für mich haargenau, bis ins kleinste Detail nachempfunden und in die Geschichte eingebaut. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Originalbuch nie gelesen habe, dafür aber den Walt Disney-Film gefühlte 100 mal angeschaut habe.
Beim Lesen von „Alice=Alice“ hatte ich ganz oft „a-ha“ und „o-hh“-Effekte, die mich in die Zeit von vor 30 Jahren zurück katapultiert haben, wo ich viele Stunden mit dem verrückten Hutmacher, dem Kaninchen oder der Herzkönigin verbracht habe. Ich habe hier wirklich keinen Charakter vermisst oder verändert dargestellt vorgefunden und das hat mich ehrlich beeindruckt!
Noch mehr positiv überrascht hat mich die Art und Weise, wie die Autorin „das Wunderland“ in die Handlung der Geschichte eingebaut hat!
Wie ihr dem Klappentext entnehmen könnt, leben die Zwillinge Alice und Scarlett seit einem Jahr getrennt voneinander, bedingt durch die Scheidung ihrer Eltern. Nun liegt Scarlett im Koma und ihre Schwester Alice findet heraus, dass Scarlett eine eigene Welt in ihrem Unterbewusstsein erschaffen hat, in der sie sich nun befindet. Durch die besondere Zwillingsverbindung kann Alice das „Wunderland“ ebenfalls betreten und sie möchte nun herausfinden, was es mit dem Unfall wirklich auf sich hat und wie sie ihre Schwester aus dem Koma zurück holen kann …
Und diesen Weg, den Alice da ein schlägt, der hat es wirklich in sich: Die Geschichte startet langsam, entwickelt sich dann fast krimi-typisch und zwischendurch macht man sich immer wieder eigene Gedanken, wie sich nun alles ereignet haben könnte. Diese Ideen werden dann aber gleich wieder über den Haufen geworfen, weil dann schon wieder eine neue Theorie seitens Alice oder auch mir als Leser entsteht.
Besonders toll ist es Maxi Schilonka hierbei gelungen, die Verbindung zwischen der Realität und dem Unterbewusstsein von Scarlett, also dem „Wunderland“ herzustellen. Man findet und erkennt die Personen jeweils wieder und ordnet sie zu und so beginnt automatisch ein eigenes Rätselraten: wer ist gut? Wer ist böse? Wem kann man trauen? Denn schließlich kennt man ja die Charaktere aus der altbekannten Geschichte und weiß, vor wem man sich eigentlich in Acht nehmen sollte!
Lange Rede kurzer Sinn: Das Ende war für mich zwar schon irgendwie vorhersehbar, aber definitiv nicht in seiner Heftigkeit!
Die reine Auflösung rund um das Geheimnis von Scarletts Unfall und ihrem Aufenthalt in ihrem Unterbewusstsein erfolgt erst wenige Seiten vor dem Ende – und zwar kurz und knallhart, jedoch alles andere als schmerzlos!
Es hat mich in einen kleinen psychologischen Abgrund gestürzt und mir mal wieder vor Augen geführt, dass man Menschen nicht in den Kopf gucken kann, dass man sie niemals ganz durchschauen kann und der äußere Schein oft trügt …
Mehr wird jetzt an dieser Stelle aber auf keinen Fall verraten! 😉
Außer, dass das Buch von ganz vielen spritzigen und frischen Kommentaren lebt und Alice eine ganz reizende Person ist!
Sie strotzt zwar vor Zickigkeit, leichter Arroganz und manchmal auch Naivität, aber sie war mir dennoch durchweg sympathisch und ich habe sie sehr gerne auf ihrem Weg begleitet!
Mein einziger kleiner Kritikpunkt gilt nicht der Geschichte selbst, sondern dem Schreibstil.
Ich hatte hin und wieder Probleme mit dem „Allgemeinen Erzähler“ und hätte mir die Story aus der „Ich-Perspektive“ sehr viel schöner vorstellen können, zumal es ja auch Alice ist, die ihre Geschichte erzählt. Es hätte der Geschichte noch mehr Gefühl und Tiefe gegeben, was mir beides ab und zu gefehlt hat. Die Erzählweise war manchmal leicht abgehackt und mir des Öfteren zu sprunghaft. Wäre die Handlung nicht so fesselnd und spannend gewesen, dann hätte ich einzig wegen dem Erzählstil Probleme gehabt, in der Geschichte drin zu bleiben. Dafür gibt es einen klitzekleinen Punkt Abzug von mir.
Sehr detailgetreue, aber dennoch ganz andere Adaption von „Alice im Wunderland“, mit einem tollen und fesselnden Plot sowie spritzigen Charakteren.
Alice=Alice bekommt eine klare Leseempfehlung von mir!
Es ist ein Buch für alle, die es spannend mögen, die mit rätseln möchten und die „Alice im Wunderland lieben.
☼eure Nicole☼
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