Jenny Blackhurst – Das Böse in deinen Augen
rezensiert von Nicole am 22.05.2018
– Rezensionsexemplar –
Titel: Das Böse in deinen Augen
Reihe: abgeschlossenes Buch
Autor: Jenny Blackhurst
Genre: Psychothriller
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenanzahl: 432
Erscheinungsdatum: 27.04.2018
ISBN-10: 3404176898
ISBN-13: 978-3404176892
Bildquelle/Klappentext: Amazon
Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen zu glauben. Ellie sei gefährlich, so heißt es. Wenn sie wütend wird, passieren schreckliche Dinge. Imogen hingegen sieht nur ein zutiefst verstörtes Kind, das seine Familie bei einem Brand verloren hat und ihre Hilfe benötigt. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. Dann erleidet auch Imogen einen schrecklichen Verlust – und sie fürchtet, dass es ein Fehler war, Ellie zu vertrauen –
Zu Beginn möchte ich für alle Interessierten dieses Buches voranstellen, dass es sich hier um keinen waschechten Psychothriller im gewohnten Stil handelt.
Für mich war es eher ein Mystery-Roman, im besten Fall ein ruhiger Thriller. Mir hat das zwar nichts aus gemacht, aber man sollte es vielleicht vorher erfahren, um zu wissen, was einen erwartet.
Als ruhigen Thriller bezeichne ich „Das Böse in deinen Augen“ vor allem deshalb, weil sich die Geschichte komplett um die Bewohner einer Kleinstadt dreht und die Kinderpsychologin Imogen, die den Fall von Ellie übernimmt, hat selber eine sehr tiefgehende Verbindung zu dem Ort und den Leuten, die dort leben. Die Atmosphäre ist deshalb gleich speziell und hat bereits von vorne herein einen düsteren, intimen Touch. Man hat das Gefühl, dass an der Stadt und den Menschen dort, etwas Dunkles und Verschwörerisches lastet.
In die Sparte Mystery-Roman packe ich das Buch, weil ja bereits im Klappentext klar wird, dass da so einiges nicht mit rechten Dingen zu geht, denn schließlich passieren da äußerst merkwürdige, oft nicht logisch zu erklärende Dinge rund um die zutiefst verstörte 11 jährige Ellie, die ihre Eltern bei einem Brand verloren hat und somit zur Waise wird. Genau diese paranormalen Ereignisse ziehen sich durch das gesamte Buch hinweg und stellen einen ständig vor die Frage: „Was ist hier eigentlich los?“
Ob es dann letztendlich logische Erklärungen für all die schrecklichen Vorkommnisse rund um das Mädchen Ellie geben wird oder ob diese furchtbar-mysteriösen Dinge tatsächlich auf Übernatürlichem beruhen, das müsst ihr allerdings selber heraus finden!
Ich fand das Buch durchweg spannend, interessant und gut auflösend. Der Schreibstil der Autorin war sehr ruhig, angenehm und absolut emotional mitfühlend. Die Geschichte hatte sehr viel Tiefgang.
Wir lernen neben der zutiefst traurig-wütenden Ellie, die Kinderpsychologin Imogen sehr gut kennen und erfahren unheimlich viel über ihr Leben, ihre traurige Vergangenheit und ihr aufbrausendes, grundehrliches, aber auch selbstreflektierendes Wesen. Das hat sehr gut in die Geschichte hinein gepasst, hat ihr aber auch etwas das Rasante und Unbekannt-Auflösende genommen, was ich so an Psychothrillern schätze.
So lösen wir gemeinsam mit Imogen die unfassbaren Ereignisse in der Kleinstadt, die alle irgendwie mit Ellie in Verbindung zu stehen scheinen auf und bekommen kapitelweise abwechselnd Eindrücke aus Imogens und Ellies Sicht der Dinge.
Wir erfahren dabei, wie schnell sich Menschen beeinflussen und
manipulieren lassen können, erleben, wie rasant sich Massenhysterie verbreiten kann, wie Gruppenzwang wirkt und bekommen sehr gute und zum Nachdenken anregende Hintergrundinformationen zum Thema Pflegefamilien und Vernachlässigung.
Obwohl mir die Geschichte gut gefallen hat, muss ich ein Bewertungsbüchlein abziehen, weil die eigentliche Auflösung für mich viel zu früh durchschaubar war.
Ich hatte sehr früh einen Verdacht und der hat sich auch bestätigt. Somit war der Reiz und der Nervenkitzel, den genauen Sachverhalt zu klären für mich dahin. Die Autorin hat zwar versucht, auf mehrere Fährten zu locken, was ihr hin und wieder auch gelungen ist, aber einen echten Überraschungsmoment hatte ich durch meine Vorahnung nicht, was ich bei einem Thriller, der so aufgebaut ist, dass man den genauen Tathergang ja noch klären muss, immer schade finde.
Es gab noch ein kleines 2. Ende, was mich zwar tatsächlich verblüfft zurück gelassen hat, mir aber ganz und gar nicht gefallen hat. Es hat meiner Meinung nach überhaupt nicht in die Story gepasst, bzw. war dafür nicht genug ausgereift.
Da das aber absolute Geschmackssache ist und auch nicht jeder so empfinden muss wie ich, bekommt das Buch dennoch eine gute Leseempfehlung von mir, für alle, die seichte Mystery-Thriller mit Tiefgang mögen.
Ein Mysterie-Roman, der sehr tiefgründig geschrieben ist und absolut zum Nachdenken anregt.
Erfahrene Thriller-Leser werden sehr früh einen Verdacht hegen und erleben so nicht den absoluten Überraschungsmoment gegen Ende. Wen das nicht stört, der erhält hier eine ergreifende Geschichte mit dem Schwerpunkten Vernachlässigung, Manipulation und Beeinflussung.
☼eure Nicole☼