Dimitrios Zafiris – In der Obhut des Teufels
rezensiert von Nicole am 27.05.2019
– Rezensionsexemplar-
Titel: In der Obhut des Teufels
Reihe: abgeschlossene Novelle
Autor: Dimitrios Zafiris
Genre: Thriller, Horror, Übernatürliches
Verlag: Dimitrios Zafiris
Seitenanzahl: 151
Erscheinungsdatum: 18.04.2019
ISBN-10: 398193296X
ISBN-13: 978-3981932966
Bildquelle/Klappentext: Amazon
Wann immer Kinder tödlich verunglücken, birgt der Kutscher des Taunuswaldes ihre Leiber und legt sie der Waisenmutter Amelie vor die Tür. Die Kinder dürfen leben, sofern sie dem Teufel dienen.
Als der Anwalt Adalbert in seinem Herrn und Gönner den leibhaftigen Teufel zu erkennen glaubt, kehrt er zu dem Ort seiner Kindheit zurück. Jahre später schreibt er in dem verlassenen Waisenhaus seine Memoiren nieder. Er schildert ein Leben voller Fehlentscheidungen und Reue, das geprägt war von einer Frage: Wer war der geheimnisvolle Kutscher, welcher Adalbert zum Waisenhaus brachte, als er hätte sterben sollen?
Ich bin eigentlich kein allzu großer Freund von Kurzromanen, weil ich da selten das Gefühl habe, eine wirklich vollständige und runde Geschichte zu erhalten. Auch mache ich grundsätzlich einen großen Bogen um Bücher, die in vorausgegangenen Jahrhunderten spielen.
Hier trifft beides zu und dennoch hat mich diese Novelle sehr gereizt.
Der Autor hat mir sein Buch zum Rezensieren angeboten und mir eine Thriller/Horror-Geschichte versprochen, wo sich das Szenario eher in meinem Geiste abspielen soll statt direkt vor meinen Augen und darauf war ich gespannt.
Ich sage es kurz und knapp: die Geschichte war grandios und hat meine Erwartungen mehr als übertroffen! Ich sollte also generell meine Buchvorlieben überdenken.
Das Bemerkenswerte und gleichzeitig Grauenvolle war für mich, durchweg auseinander halten zu müssen, was in der Geschichte Fiktion war und was der Wahrheit entsprach, denn einiges fühlte sich trotz offensichtlichem phantastischen oder übernatürlichem Ursprung, allzu real an.
Tja, bedauerlicherweise wurde mir das auch am Ende nicht beantwortet, aber das war auch nicht das Ziel des Autors denke ich. Im Gegenteil, denn Dimitrios Zafaris hat hier wirklich dauerhaft mit meinen Gefühlen gespielt, hat mir eine absolut fiktive Geschichte präsentiert, in der aber gleichzeitig 100 % Wahrheit stecken könnte.
Da es hier um den Pakt mit dem Teufel und seinen Folgen geht, könnt ihr euch vorstellen, dass das keine angenehmen Gedanken waren, die ich da hatte.
Hinzu kam, dass das gelesene Grauen und Szenario sich auch noch in unseren deutschen Gefilden abgespielt hat, genauer gesagt im Taunuswald, der nicht sehr weit von mir entfernt liegt, was das Ganze natürlich nur noch gruseliger und gleichzeitig authentischer hat wirken lassen.
Da niemand von uns im 17. Jahrhundert gelebt hat (oder vielleicht doch???), kann auch niemand all das, was unser Hauptprotagonist Adalbert erlebt, erzählt und in seinen Memoiren aufgeschrieben hat, auf Wahrheit nachprüfen.
Fakt ist aber, dass der Teufel, obwohl er sich mir nie direkt gezeigt hat, sehr präsent war.
Ich habe ihn gespürt, habe seine Machenschaften anhand von Adalbert mit erlebt und hatte Angst, dass er auch mich aufsuchen könnte.
Er lauert scheinbar überall und ein jeder von uns ist in Gefahr, das hat mir der Autor hier echt klar gemacht. Ich könnte meine Fenster verriegeln, aber das wird nicht helfen befürchte ich, denn der Teufel begegnet uns stets gut getarnt. Einmal an der Angel, lässt er uns nie wieder los. Dabei merkt man einen eingegangen Pakt meist erst, wenn es bereits zu spät ist.
„Zu Gott hinken die Leute, zum Teufel laufen sie.“
(Deutsches Sprichwort, Zitat aus „In der Obhut des Teufels”)
Mit diesen Gedanken startet die Geschichte, und genau darum geht es auch in dieser Story. Wie leichtfertig man falsche Entscheidungen trifft und wie schwer doch die Folgen sein können.
Welch egoistischer und niederer Natur doch manche Wünsche sind und wie groß gleichzeitig die Bereitschaft ist, sich diese zu erfüllen.
Geht man seinem eigenen Begehren nach oder steckt man auch mal zurück? Wird man zu überstürzten Handlungen gelockt und ist quasi chancen- und machtlos, also allzu schwach und somit menschlich? Vielleicht ist auch eine aktuelle Notlage so groß, dass man zu jedem Strohhalm greift.
„Dankbar annehmen, was euch gereicht wird, und bedingungslos geben, was von euch verlangt wird.“
(Zitat aus „In der Obhut des Teufels“)
Na, wer könnte das gesagt haben? Findet es selbst heraus.
Diese Novelle ist echt mal was anderes, etwas, was ich persönlich so noch nicht gelesen habe.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und zeitlich angepasst. Die Geschichte ist zunächst leicht verworren, aber man spürt, dass sie sie sich mit jeder weiteren Buchseite weiter auflösen wird und somit bleibt Adalberts Geschichte durchweg spannend.
Eine Horrorgeschichte, bei der das Grauen tatsächlich zwischen den Zeilen lauert, tief bis in unser Innerstes dringt und zum Nachdenken anregt.
Was ist Fiktion, was ist Realität? Diese Frage stellt man sich dauerhaft und das macht das Gelesene nur um so gruseliger, aber auch authentischer. Vermutlich ist ein jeder von uns schon mal einen Pakt mit dem Teufel ein gegangen oder stand kurz davor. Wir hatten nur großes Glück, Adalbert, der Hauptprotagonist, leider nicht. Ich habe sowohl Verachtung, als auch Mitleid für ihn empfunden. Seine und manche Lebensgeschichten anderer Charaktere, gingen mir sehr nah.
„Das, was mich dazu trieb, so zu handeln, lauerte in meinem Inneren; war ein Teil von mir. Die Mächte des Teufels verstärkten diesen Drang lediglich, erschufen ihn aber nicht.“
(Zitat aus „In der Obhut des Teufels“)
☼ eure Nicole ☼